Lage. Corona, Krieg in der Ukraine oder die galoppierende Inflation: Viele Menschen haben das Gefühl, aus dem Krisenmodus gar nicht mehr herauszukommen. Insbesondere die gestiegenen Preise für Strom und Wärme belasten die Menschen. Diese Sorgen und Nöte, aber auch Lösungsansätze und die derzeitige Situation auf dem Energiemarkt standen bei einer Podiumsdiskussion im Mittelpunkt, zu der die SPD-Landtagsabgeordnete Ellen Stock ins Lagenser Bürgerhaus eingeladen hatte. „Energiekrise – Wie geht es weiter?“ lautete der Titel.
„Manchmal bekommt man den Eindruck, dass wir in einer Art Dauerkrise leben. Deshalb möchte ich heute wissen, wie momentan die Situation ist und was die Menschen beschäftigt“, sagte Stock zu Beginn der Veranstaltung, zu der sie vier Expertinnen und Experten eingeladen hatte. Brigitte Dörhöfer, Leiterin der Verbraucherzentrale in Detmold, war eine davon.
„Wir stellen eine große Verunsicherung fest“, sagte Dörhöfer. „Viele haben sich in der Vergangenheit offenbar nie richtig mit ihren Stromrechnungen beschäftigt“, sagte Dörhöfer. Beratung und Unterstützung bekämen die Menschen bei der Verbraucherzentrale. „Wir versuchen auch auszuloten, ob Ansprüche auf andere staatliche Leistungen wie etwa Wohngeld plus bestehen und erklären, wie die Antragsverfahren laufen“, berichtet Dörhöfer. Aber: Jeder Fall sei unterschiedlich – und damit auch die Möglichkeiten.
Während sie sich vor allem mit der rechtlichen Seite der Thematik befasse, beschäftige sich ihr Kollege Matthias Ansbach vor allem mit Tipps und Tricks rund ums Energiesparen. „Die Anfragen haben in den vergangenen Monaten extrem zugenommen“, berichtet der Energieberater der Verbraucherzentrale. Viele Menschen seien gewillt, Strom und Wärme zu reduzieren. „Wer das möchte, muss sein Einsparpotenzial kennen“, sagt Ansbach. Aber: Wer im Vergleich zu anderen eh schon wenig verbrauche, der habe leider auch geringere Möglichkeiten, Strom und Wärme zu reduzieren. Dennoch gebe es meist immer Stellschrauben, an denen man drehen könne. „Und das bedeutet nicht immer gleich, die Heizungsanlage auszutauschen oder das komplette Haus zu dämmen“, sagt Ansbach.
„Die beste Kilowattstunde ist eben die, die nicht verbraucht wird“, stellte Michael Wippermann, Geschäftsführer der Stadtwerke Lage, klar. Als regional verwurzeltes Versorgungsunternehmen bekämen er und seine Mitarbeiter seit Monaten die Sorge und Nöte der Menschen mit. „Rückblickend können wir aber festhalten, dass die Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Monaten Energie eingespart haben. Das ist eine gute Nachricht und hat auch dazu geführt, dass wir gut durch den Winter kommen werden“, erklärte Wippermann.
Zu einem genauen Blick auf die Neben-, beziehungsweise die Strom- und Wärmekostenabrechnungen rät derweil Ralf Brodda, Geschäftsführer des Mieterbundes OWL. „In zahlreichen Fällen zeigt sich, dass die Abrechnungen nicht richtig sind. Deshalb kann ich jedem Mieter nur empfehlen, sich das genau anzuschauen und sich im Zweifel Hilfe zu holen“, erklärt Brodda. Fehler in den Abrechnungen seien aber nicht immer auf Absicht oder Fahrlässigkeit zurückzuführen. „Die Informationslage, wie etwas abzurechnen ist, ist für alle momentan sehr unübersichtlich – auch für manchen Vermieter“, sagt Brodda.
„Dies sind sehr interessante und wichtige Einblicke, auch für meine politische Arbeit in Düsseldorf“, stellte Gastgeberin Ellen Stock fest. Die Landtagsabgeordnete war neben dem Fachwissen der Expertinnen und Experten auch an den Eindrücken der Besucherinnen und Besucher der Podiumsdiskussion interessiert. Mehrere von ihnen schilderten ihre persönliche Situation, ihre Erfahrungen und stellten Fragen. „Ich habe eine Ölheizung zuhause und werde ja nun auch von der Energiepreisbremse in einem bestimmten Rahmen berücksichtigt. Doch wie läuft das jetzt genau mit der Abrechnung? Muss ich einen Antrag stellen und wenn ja, bis wann? Wer ist dafür zuständig?“, wollte ein Zuschauer wissen.
Eine oft gestellte Frage, berichtete Ralf Brodda. „Für die Auszahlung und Abwicklung von der Bundesregierung beschlossenen Energiepreisbremsen für Pellets, Heizöl oder auch Flüssiggas sind die Länder zuständig. Und leider ist hier offenbar noch so viel im Fluss, dass es vom Land NRW dazu noch keine konkreten Aussagen gibt“, erklärte der Geschäftsführer des Mieterbundes.
Eine Situation, die bei den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern verständlicher Weise auf Verärgerung stoße, berichtete Stock. „Zuständig ist hier das CDU-geführte Heimatministerium. Doch das tut sich offenbar sehr schwer damit, die Maßnahmen einer SPD-geführten Bundesregierung umzusetzen. Jedenfalls ist eine Initiative leider nicht zu erkennen. Hier müssen wir den Druck erhöhen, dass damit vorwärts geht“, erklärte die Landtagsabgeordnete aus Lage am Ende einer informativen und gelungenen Veranstaltung.