Das Land lässt die Gesundheitsämter bei der Digitalisierung im Stich

Bei der Einführung und Nutzung des Kontaktnachverfolgungsprogramms SORMAS hapert es gewaltig. Eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Ellen Stock hat ergeben, dass Stand Ende Dezember 2021 nur 18 von 53 Gesundheitsämter in NRW die SORMAS-Software zur tagesaktuellen Erfassung der Corona-Fälle aktiv nutzten. Zuletzt war der Ausrollprozess des Programms wegen Qualitätsproblemen sogar bundesweit gestoppt worden.

Bild: Yan Krukov

Bei der Einführung und Nutzung des Kontaktnachverfolgungsprogramms SORMAS hapert es gewaltig. Eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Ellen Stock hat ergeben, dass Stand Ende Dezember 2021 nur 18 von 53 Gesundheitsämter in NRW die SORMAS-Software zur tagesaktuellen Erfassung der Corona-Fälle aktiv nutzten. Zuletzt war der Ausrollprozess des Programms wegen Qualitätsproblemen sogar bundesweit gestoppt worden.

Erst 13 Kommunen in NRW nutzen Kontaktnachverfolgungsprogramm

Eigentlich sollte SORMAS die Digitalisierung der Gesundheitsämter bundesweit verbessern und die Kontaktnachverfolgung von Corona-Fällen sowie die Vernetzung der Behörden und den Datenaustausch untereinander erleichtern. Doch schon bei der Einführung, die bis Februar 2021 geschehen sein sollte, war reichlich Sand im Getriebe. So hatte eine erste Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Ellen Stock im April vergangenen Jahres ergeben, dass zu dem Zeitpunkt erst 13 Kommunen SORMAS aktiv im Einsatz hätten. „Fast ein Jahr später sind es nicht viel mehr geworden. Es ist bedauerlich, dass man die Gesundheitsämter dabei so im Regen stehen lässt und ein Armutszeugnis der Landesregierung“, ärgert sich Stock.

Schnittstellen zwischen „SORMAS“ und anderen Programmen fehlen weiterhin

Der Knackpunkt sind zum einen offensichtlich noch immer fehlende oder nicht richtig funktionierende Schnittstellen zwischen SORMAS und anderen Programmen, die die Gesundheitsämter nutzen, beziehungsweise nutzen müssen. „Diese Schnittstellen sind schon vor einem Jahr von vielen Gesundheitsämtern gefordert worden, um den Datenaustausch unter den Programmen zu ermöglichen und um Mehrfacheingaben – also doppelte Arbeit – zu vermeiden“, erklärt Stock. Bei teils noch immer fehlenden Schnittstellen verweise die Landesregierung zwar darauf, dass dafür Anpassungen auch bei den bestehenden Programmen nötig und dafür die jeweiligen Hersteller verantwortlich seien. „Das klingt für mich aber eher nach einem Abschieben der Verantwortung als nach einem ernsthaften Bemühen, im Einklang mit den Herstellern anderer Programme eine schnelle Lösung herzustellen, damit unsere Gesundheitsämter vernünftig arbeiten können“, sagt Stock

Gesundheitsämter wurden leider alleine gelassen

Weitere Kritikpunkte der Gesundheitsämter an SORMAS seien ein „Mangel an Funktionalität“ sowie „Qualitätsprobleme“. „Wegen dieser Qualitätsprobleme war der bundesweite Ausrollprozess von SORMAS-X sogar bundesweit gestoppt worden und wurde erst Ende November wieder in Gang gesetzt“, berichtet Stock. „Das SORMAS-Programm ist vom Grundsatz her sicherlich gut gedacht. Doch leider drängt sich hier immer mehr der Verdacht auf, dass die Gesundheitsämter hier mal eben ein neues, noch nicht voll funktionsfähiges Programm nutzen sollten und bei den technischen Schwierigkeiten ziemlich alleine gelassen wurden“, kritisiert Stock. „Dabei haben die Beschäftigten in den Gesundheitsämtern ohnehin schon genug zu tun und arbeiten seit fast zwei Jahren an der Kapazitätsgrenze. Sie haben keine Zeit, sich auch noch mit technischen Problemen rumzuschlagen“, sagt Stock.

 

Ellen Stock